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THEATER / PERFORMANCE / TANZ
SO 08.05..2022, 19 Uhr, P1
Der Autor Karl May mag manche Abenteuer erlebt haben, die Orte seiner beliebten Geschichten allerdings kannte er nicht aus eigener Erfahrung, und auch die vielen Kulturen, in denen sich seine Hauptfiguren bewegen, sind ihm persönlich kaum begegnet. Das tat seiner Phantasie keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Stereotypen ferner Völker, die zu seiner Zeit durch westliche Köpfe geisterten, malte er in Übergröße und ließ dabei kein Klischee aus. Ganze Generationen von Kindern wurden durch seine kolonialistische Sicht auf Indianer, Araber oder Slawen geprägt.
Als Jeton Neziraj den Auftrag erhielt, einen Beitrag für das Postwest-Festival der Berliner Volksbühne zu schreiben und dabei das Verhältnis zwischen West- und Osteuropäern zu reflektieren, erinnerte er sich an Karl Mays literarisches Werk. Kara Ben Nemsi, der bei May unter anderem durchs wilde Kurdistan reitet, macht sich nun auf den Weg nach Deutschland. Er trifft auf Slavoj Žižek und Peter Handke, auf den Nationalsozialistischen Untergrund und andere illustre Figuren. Das heutige Europa beruft sich auf seine kulturellen und zivilisatorischen Werte und seine als heilig proklamierte Demokratie. Der arabische Held und seine Begleiter allerdings finden ein anderes Europa, eines, das noch immer in Stereotypen schwelgt, tief verwurzelt in rassistischen Denkstrukturen.
Der kosovarische Autor JETON NEZIRAJ ist in seiner Heimat als unbequemer Zeitgenosse bekannt, der mit seinen Theatertexten keine Provokation und Konfrontation scheut. Er hat über 20 Stücke geschrieben, die vielfach an europäischen Bühnen und in den USA gespielt werden.
In albanischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Inszenierung: Blerta Neziraj, Bühne und Kostüme: Jelisaveta Tatić Čuturilo, Choreographie: Gjergi Prevazi, Musik: Gabriele Marangoni, Dramaturgie und künstlerische Mitarbeit: Alban Beqiraj, Mitarbeit Bühne: Mentor Berisha, Video: Ilir Gjocaj, Licht: Mursel Bekteshi, Yann Perregaux, Mit: Arta Muçaj, Adrian Morina, Armend Smajli, Ylber Bardhi, Shpetim Selmani
Koproduktion mit National Theatre of Kosovo, Pristina, Volksbühne Berlin