Wir – Antigone #2

Wir - Antigone #2

 THEATER / PERFORMANCE /­ TANZ 

14.–15.12.2012, 20 Uhr, K1

Wofür lohnt es sich zu sterben? Für die Ehre? Die politische Überzeugung? Die Familie? Diesen Fragen muss sich auch Sophokles’ „Antigone“ stellen. Die Übertragbarkeit der Antigone-Thematik auf die heutige europäische Realität untersucht der aus dem bosnischen Tuzla stammende Regisseur Branko Simic in „Wir – Antigone#2“.

Assoziativ ziehen eine deutsche und eine bosnische Schauspielerin Parallelen zwischen dem antiken Drama und den eigenen Biografien und hinterfragen immer wieder aufs Neue die eigene Lebenswelt. Für Antigone ist es die Ehre ihres Bruders und der Widerstand gegen die von ihr empfundene Ungerechtigkeit und Willkür des Königs, für die sie zu sterben bereit ist. Als sie hört, dass der König ihrem toten Bruder das Begräbnis verweigert, beschließt sie, der drohenden Todesstrafe zum Trotz und entgegen der öffentlichen Meinung, ihren Bruder eigenmächtig zu begraben. Doch König Kreon erfährt von Antigones Tat und verurteilt sie zum Tode.

Ein bisschen mehr wie Antigone sein, für die eigenen Überzeugungen ohne Angst vor den Konsequenzen eintreten – ein Ideal, dessen Gültigkeit und Realisierbarkeit Branco Simic in seinem aktuellen Stück hinterfragt. „Wir – Antigone#2“ ist keine lineare Wiedergabe des antiken Stoffes, das Stück dient als Anlass, um das eigene Leben kritisch zu betrachten. In dem Dokumentartheater setzen sich die beiden Schauspielerinnen damit auseinander, wie viel von Antigone in jeder von ihnen steckt: Wann waren sie in ihrem Leben mutig und haben sich der Masse widersetzt? Wann nicht? Mit welchen ihrer Überzeugungen ecken sie in ihrer Gesellschaft an? Und beharren sie trotzdem auf ihrer Meinung? Wo liegen vielleicht die kulturellen Unterschiede? In der Collage aus Film und Theater treten die Frauen immer wieder aus ihren Rollen heraus, um von ihren eigenen biografischen Erfahrungen zu berichten, die eine in deutscher, die andere in bosnischer Sprache. Trotzdem versteht der Zuschauer alles, denn das Gesprochene wird simultan in Wort und Bewegung übersetzt.

Konzept und Regie: Branko Šimić, Video: Biljana Milkov, Veronique Vaveres, Dramaturgie / Konzeptuelle Mitarbeit: Claude Jansen, Musik: Damir Avidić (Diplomatz), mit Ana Francević, Jasmina Music

Eine Koproduktion von Kunstwerk e.V., Theater im Pumpenhaus Münster und FFT Düsseldorf. Gefördert vom Goethe Institut Sarajevo.